NEWS | 2024-09-13
Jede Woche gibt’s einen weiteren Post auf meiner Autorenseite auf Facebook unter dem Hashtag #bookopoly. Dort könnt Ihr auch die Beiträge der anderen Autor:innen entdecken. ^^
Diesmal stand ich wirklich vor einer Herausforderung ^^. Ich habe eine gänzlich neue Szene mit Nathanyel und Riley geschrieben und dies – obwohl ich gar nicht mit Zeitdruck kann … aber die Vorstellung der Aufgabe war zu amüsant, daher musste ich sie unbedingt erfüllen *lol. Ich hoffe, Ihr habt bei der Vorstellung der Szene genauso viel Fun, wie ich es beim Schreiben hatte – schreibt es mir gerne in die Kommentare.
Der Regen hörte genau zum selben Zeitpunkt auf, als Riley den schmalen Hausflur betrat. Säuerlich lehnte er sein Rad gegen den altmodischen Heizkörper, der wie erwartet eiskalt war. In diesem Moment flog ein Ball aus zusammengeknülltem Papier durch die offene Wohnzimmertür und landete unsanft auf der Schwelle zur Küche. Ihm folgte ein leises helles Aufstöhnen. Riley hielt inne und runzelte die Stirn. Frauenbesuch?
»Nathan …«
Riley grinste, als er die Stimme erkannte. Er zog sich den feuchten Anorak aus, streifte sich die Cap vom Haar und warf beides achtlos auf die unteren Treppenstufen. Dann ging er ins Wohnzimmer. Mit übereinandergeschlagenen Beinen und verschränkten Armen saß Nathanyels Schwester Eirlys auf der Couch und fügte sich mit ihrem gelben Strickkleid und der orange-rot gestreiften Strumpfhose fast nahtlos in das liederlich beiseitegeschobene Chaos aus Büchern, Zeitschriften und Papier ein. Dabei hatte sie die Fußspitze des oben liegenden Beines hinter die Wade des anderen geklemmt, was Riley zu seiner Verwirrung an die Tentakel eines überaus gelenkigen Tintenfisches erinnerte. »Hey Eirlys.«
Sie sah zu ihm auf und rollte nach einem kurzen Seitenblick auf Nathanyel vielsagend mit den Augen.
Riley drehte sich zu ihm um. »Was ist los?«
Nathanyel saß vornübergebeugt auf der Kante seines Sessels und krallte die Hände in seinen schwarzen Haarschopf. Vor ihm lagen mehrere Blätter Papier, einige von ihnen ebenfalls zusammengeknüllt. Offenbar versuchte er, etwas zu schreiben.
»Das tut er seit einer halben Stunde«, erklärte Eirlys. »Mit Ausnahme der kurzen Wurfeinlage dort drüben.« Sie deutete auf den Papierball, der verloren vor der Küchentür lag. »Ich habe ihm von meiner Bekannten erzählt, die ihrem Kind gesagt hat, dass Krokodile von den Dinosauriern abstammen.«
»Oh, tun sie das denn nicht?«
»Was denn, du auch?«, fuhr Nathanyel hoch.
»Nicht gut«, flüsterte Eirlys kaum hörbar.
Riley ließ sich Nathanyel gegenüber in den Sessel fallen. »Stimmt es denn nicht?«
»Nein!« Nathanyel legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. »Da sieht man, wie fatal eine solche Fehlannahme ist.«
»Verstehe ich nicht. Welche Tiere sollen denn sonst Dinosaurier als Vorfahren haben?«
Nathanyel gab ein unterdrücktes Stöhnen von sich. In seinem Gesicht begann es merklich zu zucken.
Riley wechselte einen leicht beunruhigten Blick mit Eirlys.
Sie hat recht: Wirklich nicht gut.
Nathanyel stand auf, ballte die Hände zu Fäusten und fing an, rastlos zwischen den kniehohen Büchermauern hin und her zu laufen. »Hühner zählen zu den Tieren, welche am stärksten mit den Dinosauriern verwandt sind. Vögel im allgemeinen.«
»Oh.« Riley runzelte die Stirn.
»Es ist eine Katastrophe, seinem Kind eine solche Lüge als wahrhaftig zu vermitteln.«
»Das war doch nicht bewusst!« Eirlys verzog zerknirscht das Gesicht.
»Aber wird sie es richtigstellen?«
»Das weiß ich nicht. Ist es denn wichtig?«
Abrupt blieb Nathanyel stehen. »Das fragst du im ernst?« Seine hellgrauen Augen weiteten sich entsetzt.
»Ich denke, davon wird die Welt nicht untergehen.« Riley schüttelte den Kopf. »Ich habe bis geradeeben auch gedacht, dass Krokodile von Dinosauriern abstammen und bin dennoch erwachsen geworden.«
Nathanyel warf ihm einen stechenden Blick zu. »Ja?«
Die langsame Art, wie er es sagte, verriet mehr als das Wort an sich.
Riley öffnete den Mund, um etwas Passendes zu erwidern, doch Nathanyel war wie so häufig schneller.
»Wird die adiaphor genutzte Erklärung erst einmal von dem Kind publik gemacht, ist die Formierung einer biowissenschaftlichen Katastrophe nicht mehr abzuwenden und dies wiederum würde zu einem nicht akzeptablen Substrat führen, dessen inkorrekte Natur Generationen mit dieser Lüge schädigen wird.«