NEWS | 2023-04-11
S H O R T C U T S
Heya.
Die Gründe für mein aktuelles Schweigen sind vielfältig. Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt bemerkt wurde – aber für die, die es bemerkt haben, möchte ich ein paar Worte dazu hinterlassen:
Die aktuelle depressive Episode hält zunehmend an, trotz Sonne und Urlaub. Dies löst den bekannten Teufelskreis jener Gedanken aus, dass ich nicht das Pensum auf die Reihe bekomme, dass ich mir vorgenommen habe. Sei es nun das Schreiben, oder auch der sehr private Bereich. Mein Board verstaubt in der Ecke, ich bin lethargisch, schlafe schlecht und frage mich oft, was das alles soll. Wozu schaffe ich, wozu die Mühe – was hat der Tag gegeben? Interessiert es überhaupt jemanden? Seit Beginn des Jahres nehme ich mir vor, einen Newsletter zu verschicken und ändere dafür doch nur lediglich monatlich den Betreff.
Wenn ich vor der Überarbeitung von DstG sitze, erlebe ich zwei Dinge: Gähnende Leere in meinem Kopf oder vollständige Reizüberflutung von Ideen und Worten; in diesem Fall kann ich mich nicht ausdrücken und meine Gedanken zu Papier bringen. Ich scheitere unentwegt, was zermürbend und anstrengend ist.
Facebook seinerseits untermauert diese toxischen Gefühle des Versagens und des sich ›Unwichtig fühlens‹ mit der allseits bekannten Einschränkung der Reichweite, unter der sicherlich viele von uns zu kämpfen haben, aber ich gebe es zu – in meiner momentanen – schon seit Wochen andauernden Verfassung – reißt mich dies persönlich arg runter. Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt ganz zu gehen. Sowohl meine Autorenseite, als auch WSQ vom Netz zu nehmen, aber ein Funken in mir hindert mich dann doch – auch wenn ich mir immer wieder einrede, dass es ja doch keinen interessiert. Verfluchte Depression, verfluchter Pessimismus, verfluchter Perfektionismus.
Hinzu kam der Todestag meiner Freundin, der sich jetzt zum siebten Mal gejährt hat und wo sich der Schmerz so frisch anfühlt, als sei sie erst heute aus ihrem und meinem Leben gerissen worden. Ich vermisse sie sehr. Diese Trauer wurde dann begleitet von der erschütternden Erkenntnis, dass ich mich von einem anderen – für mich einmal bedeutsamen Menschen – betrogen und missbraucht fühle und dies mein Misstrauen in die Menschen um mich herum ein weiteres Mal genährt hat. Danke dafür. Tief in Dir drin, wirst Du Bescheid wissen.
Ich breche Brücken ab, ich igle mich ein, ich spreche mit kaum einem mehr, ich flüchte in Fantasiewelten, in denen nichts von mir verlangt wird; ich bin tagelang nicht erreichbar – und bekomme doch nichts auf die Reihe. So gut wie nichts. Facebook nervt mit unwichtigen Informationen, mein Newsfeed wird dominiert von Seiten und Gruppen, denen ich nicht meinen Daumen gegeben habe und wäre ich klaren Verstandes, sollte mir dies eigentlich sagen, dass es anderen ähnlich geht und dadurch auch meine bescheidenen Worte wieder untergehen werden – wenn da nicht andererseits die ebenso fehlende Resonanz in den einschlägigen Gruppen wäre …. Ein Scheiss-Dingen.
Aber hey … Melancholie ist vermutlich einer meiner versteckten Vornamen ^^. Sry for that. Eigentlich hatte ich ein nettes Bild rausgesucht, weil ich Euch zeigen wollte, wie sich die Erinnerung Rileys, an seine ersten homosexuellen Erfahrungen im Jugendalter verändert hat – wie eigentlich so fast alles im Buch [Der steinerne Garten Bd.1].
Jetzt war doch wieder mal etwas (viel) Mimimi dabei – aber das musste mal raus, nachdem mir neben dem alltäglichen FB-Müll auch täglich die Erfolgsfortschritte meiner Kolleg*innen präsentiert werden.
Fleiß wird belohnt. Faulheit nicht. Und ich bin faul.
Und vielleicht auch ein bisschen krank.
Seht es mir nach, pls.
Man hört bzw liest ja immer wieder, dass die eigenen Protagonisten viel mit einem selbst zu tun haben und vielleicht sind Autor:innen, die Bücher von der Art schreiben, wie ich es tue, grundsätzlich ein Abbild ihrer kaputten Protagonisten. Who knows. Ich für meinen Teil habe mich nicht nur einmal in Rileys Gefühlen wiedergefunden.
Passt auf Euch auf, Ihr alle da draußen und thx fürs Bleiben…..
Danke auch an Dich, Yvonne, für Deine unermessliche Geduld, die Du mir entgegenbringst und Deine wertvolle Hilfe während des Schreibens – und Dir, Tris, für Deine Unterstützung bei WSQ. Ohne Euch würde es nicht gehen.
Später wusste Riley nicht, was genau ihn geweckt hatte. Kerzengerade schnellte er in die Höhe und vernahm zunächst nichts, als den pochenden Herzschlag in seiner Brust und das schwerfällige Keuchen seiner eigenen Atemzüge. Für den Moment war er außerstande seine Gedanken zu ordnen. Kalter Schweiß perlte seine Stirn hinab, brannte in seinen Augen und strafte die rasch aufeinanderfolgenden Hitzewallungen Lügen. Er wischte sich durch das Gesicht und blinzelte in das vertraute Halbdunkel seines Zimmers; erst allmählich die unterschiedlichen Grautöne wahrnehmend, die lediglich durch ihre Formgebung das jeweilige Möbelstück erahnen ließen.
WAS SOLL DAS?
Vor seinem inneren Auge tauchte ein sommersprossiges junges Gesicht auf.
Nein …
Riley schüttelte den Kopf.
Ein Traum … nichts weiter.
Er schluckte trocken, als er an sich hinuntersah.
Ein Traum … natürlich … nur ein Traum.
Demgegenüber war seine körperliche Reaktion allerdings überaus real. Die Erregung flutete noch immer seine Lenden; deutlich konnte er seine Härte unter der Bettdecke spüren, welche trotz der heftigen Ejakulation nur langsam erschlaffte. Eigentlich hielt er sich inzwischen zu alt für derlei feuchte Träume, doch ihn irritierte weniger der Orgasmus an sich. Vielmehr war es sein Auslöser.
Seine Oberarme begannen unter seinem Gewicht zu zittern. Mit einem Stöhnen gab er nach und fiel unbeholfen auf die Matratze zurück. Er blinzelte erneut, als die Erkenntnis seine Verwirrung mit einem Schlag fortspülte.
Das Erlebte war nicht ausschließlich illusorisch gewesen. Er entsann sich jetzt sehr gut an die warme feuchte Luft in seinen Lungen, das Rauschen des Wassers in seinen Ohren und das unaussprechliche Gefühl der nackten Scham. Jene Scham, die in ihm einerseits den Drang geweckt hatte fortzulaufen und ihn andererseits mit zerstörerischer Macht daran gehindert und gelähmt hatte. Dieselbe Scham, die er vor wenigen Tagen Nathanyel gegenüber empfunden hatte und welche sich nun mit einem massiven Ekelgefühl vermischte, als er sich der Gewichtigkeit seiner nassen Shorts allzu deutlich bewusst wurde.
Das ist lächerlich. Es ist eine Ewigkeit her. Wie alt war ich damals? Zehn?
Du warst dreizehn.
Ihm entfuhr ein unwilliger Laut.
Trotzdem ein halbes Kind. Es hatte nichts zu bedeuten.
Er zog die Beine an, rollte sich auf die Seite und begann sich die Handballen tief in die Augenhöhlen zu pressen.
Aber jetzt bist du keine dreizehn mehr.
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© Jayden V. Reeves | nicht lektorierte überarbeitete Version aus ›Der steinerne Garten Bd. 1‹
Bild: kjpargeter