BELOVED REVIEWS | BLOGGERSTIMMEN | DER STEINERNE GARTEN BD.1
Like a Dream
»Story:
Riley Buchanans Leben ist dank seiner Karriere als Drogensüchtiger und Kleinkrimineller ziemlich verkorkst, dennoch versucht er seine Schulden bei einem kleineren Unterweltboss zu begleichen, mit seinen Geschwistern klarzukommen, die in ihm das schwarze Schaf der Familie sehen, und seiner Freundin Maesie einen Antrag zu machen, um endlich Stabilität im Leben zu bekommen. Das ändert sich radikal, als er den Auftrag bekommt, Nathanyel Pritchard aus einer psychiatrischen Privatklinik abzuholen und nach Brighton zu bringen, denn dieser macht Riley ein unwiderstehliches Angebot: für eine fünfstellige Summe soll der junge Mann der neue Mitbewohner eines Sonderlings werden, der in einer Welt lebt, die von Routinen, Zwang und Kontrolle dominiert wird. Dementsprechend oft rasseln Nathanyel und Riley aneinander, doch mit der Zeit kommen sich die beiden unweigerlich auch näher und Riley muss sich mit einigen persönlichen Dingen auseinandersetzen, die er bis dahin kontinuierlich verdrängt hat …
Eigene Meinung:
Mit dem sehr umfangreichen Drama „Der steinerne Garten“ legt Jayden V. Reeves sein Debüt vor. Der Roman erschien im Rediroma-Verlag und umfasst über 600 sehr eng bedruckte Seiten, so dass man eine Menge Zeit einplanen sollte, wenn man die Geschichte von Riley und Nathanyel lesen möchte. Ebenso sollte man sich darauf einstellen, ein sehr intensives Buch in der Hand zu haben, das einen auch nach Beendigung nicht loslässt und viel Potenzial zum Nachdenken bietet.
Man braucht ein wenig, um in die Geschichte einzusteigen, denn Jayden V. Reeves hat die Tendenz alles sehr ausführlich darzulegen, ganz besonders wenn es um Rileys Gefühle und Gedanken geht. Dadurch zieht sich der Anfang ein wenig und man hat das Gefühl, dass man gerade bei den ersten Kapiteln einiges hätte straffen können, gerade was das anfängliche Zusammenleben der beiden Protagonisten betrifft. Auf der anderen Seite ist man dabei, wenn sie Riley und Nathanyel behutsam näherkommen und sich besser kennenlernen. Spätestens ab dem Zeitpunkt, als Rileys Vergangenheit offenbart wird und sich die Probleme mit seinen früheren „Freunden“ häufen, wird es spannender, zumal dann auch mehr über Nathanyel bekannt wird und man Stück um Stück erfährt, mit welchen Problemen er eigentlich durch die Welt läuft und wodurch sich sein Krankheitsbild überhaupt zeigt, denn Nathanyel war nicht grundlos in einer psychiatrischen Anstalt. Der Autor legt in diesem Zusammenhang ein beeindruckendes Werk hin, denn es gelingt ihm sehr individuelle Figuren zu entwerfen, deren Zusammenspiel die Handlung auf vielfältige Art und Weise vorantreiben. Das Buch endet offen und macht durchaus Lust auf mehr, denn man möchte schon wissen, wie es mit Riley weitergeht, nachdem sich die Ereignisse zum Ende des Romans überschlagen haben.
Jayden V. Reeves lässt sich dabei viel Zeit um dem Leser seine Figuren näherzubringen und eine in sich schlüssige Geschichte zu erzählen. So sind die Charaktere sehr gut gezeichnet, ganz besonders Nathanyel, der den Leser ein wenig an Sherlock oder auch L (aus dem Erfolgsmanga „Death Note“) erinnert – genial und hochintelligent, aber nur selten in der Lage mit Menschen zu kommunizieren oder sich in sie hineinzuversetzen. Jayden V. Reeves hat sich viel Zeit gelassen, um Nathanyel mit all seinen Ticks und Macken zu präsentieren und sein Krankheitsbild sehr detailliert darzulegen – gerade die Erklärungen am Ende passen perfekt und geben dem Leser einen tiefen Einblick in Nathanyels Welt. Riley wiederum ist das genaue Gegenteil: sehr impulsiv, teilweise auch aggressiv, eher einfach gestrickt und mit vielen Dingen überfordert. Er hat Probleme damit, sich mit seiner Vergangenheit zu arrangieren und sich selbst zu akzeptieren. Zeitgleich hat er den Hang zu klammern, was man ganz besonders bei Maesie merkt (warum er so lange die Augen vor dem Offensichtlichen verschließt, ist dem Leser nicht ganz klar.) Die übrigen Figuren sind ebenfalls gut gezeichnet – sei es Nathanyels Familie, allen voran sein älterer Bruder, der Nathanyel eher Verachtung und Missgunst entgegenbringt, oder Rileys Freundeskreis: Man kann alle Charaktere gut nachvollziehen und sich mit ihnen identifizieren.
Stilistisch bietet »Der steinerne Garten« keine leichte Kost, sprich man sollte sich schon Zeit nehmen, um Jayden V. Reeves‘ Debüt zu lesen. Insgesamt lässt sich der Roman gut lesen, wenn man von den Längen und extrem ausführlichen Beschreibungen absieht, die ein wenig das Tempo mindern und einzelne Passagen in die Länge ziehen. Gerade die Figuren sind sehr gut gezeichnet, allen voran Nathanyel, den man nur aus Sicht des Erzählers Riley kennen lernt. Der Autor beschreibt die gesamte Handlung durch Rileys Augen, so dass der Leser zumeist auf demselben Wissensstand ist, wie der junge Ex-Junkie. Nur hin und wieder unterläuft Jayden V. Reeves der Fehler diese Perspektive zu verlassen und Dinge preiszugeben, die Riley gar nicht wissen kann. Nichtsdestotrotz legt Jayden V. Reeves ein beeindruckendes Werk vor, das zu fesseln weiß und neugierig auf mehr macht.
Fazit:
„Der steinerne Garten“ ist ein tiefgründiges Werk, das durch tolle, sehr authentisch und gut gezeichnete Charaktere und eine interessante Hintergrundgeschichte besticht. Jayden V. Reeves legt ein sehr intensives Debüt vor, auf das man sich vollkommen einlassen sollte und das keineswegs zwischendurch gelesen werden sollte. Bis auf einige Längen und ein paar kleinere Fehlerchen liest sich der Roman flüssig und das weitestgehend offene Ende macht definitiv Lust auf die Fortsetzung, die laut Homepage des Autors 2018 erscheinen soll. Wer dramatische Geschichten mit ungewöhnlichen Charakteren mag, sollte dem „Steinernen Garten“ auf jeden Fall eine Chance geben.«
Die Rezension und weitere Informationen
sind einzusehen unter Like a Dream.