NEWS | 2025-01-02
Mein neues Jahr begann mit Blut. Viel Blut. Meinem Blut. Und Schmerzen.
Aber bevor ich umgekippt bin, musste ich wieder einmal feststellen, welch wunderschöne Farbe ein solch starker Blutfluss hat, auch wenn das Blut an sich eigentlich farblos ist.
Ist es zu spät für einen Jahresrückblick? Nun, vielleicht nicht. Vielleicht, weil der Text nicht im Dschungel der Jahresrückblicke untergeht, sondern ächzend hinterher kriecht und erst heute, am 02. Januar 2025, seinen Post erhält. Das hat seine Gründe. Möglich, dass ich sie genauer erörtere.
Das vergangene Jahr begann mit vielen Vorsätzen und Ideen, wovon einige umgesetzt wurden und einige geblieben sind. Typisch für mich. Ich wollte wieder bewusster ans Schreiben kommen. Dafür habe ich zwei Mal alles hinter mir gelassen und bin in ein selbstgewähltes Exil gefahren. Und ich habe geschrieben. Intensiv. Wieder zuhause haben mich leider recht schnell wieder der Wahnsinn des Alltages, meine Laster und meine Trägheit eingefangen.
Ja, ich habe die Überarbeitung von DstG nicht abgeschlossen. Trotzdem bin ich nicht ganz unzufrieden mit mir. Es sind sehr gute Szenen – neue Szenen entstanden, die den Roman noch viel nachdrücklicher wirken lassen werden. Und ich weiß, dass ich die Überarbeitung bald beendet haben werde; vermutlich wird dies jedoch die Zeit brauchen, die es nun mal benötigt. Ein guter Whiskey reift ja auch ^^.
Parallel habe ich weiterhin am Plot für The K-Project gearbeitet. Wenn ich auch nur ansatzweise das reinnehme, was mir vorschwebt, wird das ein sehr dichter, vielschichtiger und sehr krasser Roman. Gewohnt düster – mit Thematiken, die stark triggern können. Die ersten Seiten, die ich bereits geschrieben hatte, sind aufgrund dessen leider unbrauchbar geworden. Aber das macht eigentlich nichts. Aus Erfahrung weiß ich, dass alles einen Grund hat und aus Trümmern wahre Schätze geboren werden können. Wenn ich etwas noch einmal schreiben muss, wird es meist um Längen besser, als der erste Entwurf.
Im März hat sich dann meine Karre verabschiedet. Mein guter alter Toyota. Das war der klassische Tod eines treuen Weggefährten, der in die Jahre gekommen ist. Ich habe ihn gewaschen, nach langer Zeit mal wieder in die Garage gefahren (was ich sonst nie tue) und nachdem ich den Schlüssel abgezogen hatte, ist er nie wieder angesprungen. (Schwierig, ihn anschließend wieder aus der Garage zu bekommen …)
Ich habe echt an meinem Van gehangen, aber noch am selben Tag habe ich den jungen Nachwuchs in Empfang genommen. Was soll ich sagen? Ich liebe die neue Karre! Allerdings hat sie mich auch viel kosten lassen. Daher war die Idee, für eine mögliche Hörbuchproduktion zu sparen auch erst mal vom Tisch. Vielleicht später. Vielleicht mit Crowdfunding. Vielleicht sollte ich auch erst einmal zu Ende überarbeitet haben *lol.
Auch Menschen haben sich verabschiedet. Die Kontakte sind nun rarer – dafür jedoch intensiver und umso wertvoller geworden. Andere sind zurück in mein leben getreten. Was schön ist.
Im August haben Tris (Buchsüchtig-Queerblog) und ich für Wir schreiben QUEER unser erstes Radio-Interview gegeben. Naja, das war ziemlich holprig und von der Aufnahme her leider recht semi-professionell, aber es war eine coole und interessante neue Sache für WSQ und ich sah mich daher gezwungen, mir ein Headset anzuschaffen. Leute, die mich schon lange kennen, die wissen, dass ich ziemlich introvertiert bin. Ich hasse es zu telefonieren, gehe in Schockstarre, wenn ich Sprachnachrichten erhalte – noch schlimmer sind Video-Calls (Endgegner!), mag keinen unangekündigten Besuch, meide Menschenansammlungen, kann tagelang schweigen und vor mich hin brüten … (ungewöhnlich für einen Therapeuten, I know … but that’s the fact). Daher war das ein ziemlich großes Ding dieses Interview. Für Tris, als auch für mich. Leider hat es nur sehr wenig Feedback erhalten. Ich rede mir seitdem tapfer ein, dass es an der allgemein schlechten Qualität liegt …
Um dieselbe Zeit ungefähr bin ich beim Skaten übel gestürzt. Seitdem habe ich massive Rückenschmerzen, die mich oft außer Gefecht setzen. Physio, Spritzen und Medikamente wechseln sich jetzt ab, um mir den Alltag zu erleichtern. Manchmal kann ich aber eben auch einfach nicht mehr sitzen. Auf meiner regulären Arbeit werde ich jetzt einen Schreibtisch bekommen, an dem ich auch stehen kann. Naja… wir werden alle nicht jünger and skateboarding always saved my life. *gg
Im Herbst hat mich Irvin L. Kendall gefragt, ob ich Lust habe, an einer geplanten gemeinnützigen Spenden-Anthologie seiner Sturm-Reihe mitzuwirken. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass ich überhaupt noch auf dem Schirm von jemandem war – schließlich sind wir viele in der queeren Autor*innen-Bubble – und ich einer der unproduktivsten Autoren überhaupt, aber er hat mich tatsächlich gefragt. Abgesehen von dem letzten Punkt, habe ich mich aber auch darüber gefreut, dass jemand Interesse an einer Geschichte aus meiner Feder hat, denn ich bin ja nicht gerade für Liebesschmonzetten bekannt. Aber meine raue Schreibe passt hier wohl recht gut. Als ich im Oktober erneut in mein Schreibexil aufgebrochen bin, habe ich nach Irvins wenigen Vorgaben ein kriminelles Verbrechen niedergeschrieben. Im Juni diesen Jahres werden wir publizieren. Seid gespannt. ^^
Durch den nun etwas häufigeren Kontakt mit Irvin, habe ich dann mitbekommen, dass er eine zweite Runde seines #bookopoly Autorenspiels starten wollte und da ich es als gute Möglichkeit sah, den A*rsch von Trägheit in ebendiesen zu treten, habe ich mich spontan gemeldet, dort mitzuspielen. Naja, und ich will auch die Literatur-Gurke gewinnen … das ist auch ein Grund …
Wöchentlich muss ich nun verschiedene Aufgaben erledigen, Neues schreiben, oder aus meinen (wenigen) Büchern posten, was mir Spaß macht und in jedem Fall auf das Ar*schloch Trägheit wirkt und mich teils fordert, mich aber auch in Übung bleiben lässt – doch leider ist der erhoffte Außeneffekt nicht eingetreten.
Da das Headset nun hier rumliegt und es mir nicht gefällt, wenn ich meine rar gesäten Publikationen zur Gänze im Netz poste, dachte ich mir, kann ich ja versuchen, meine Beiträge etwas interessanter zu gestalten, indem ich hin und wieder nicht schreibe, sondern einfach rede. Dieses „einfach“ kostet mich allerdings jedes Mal Überwindung. Aber zum Glück ist es nicht live und es gibt das gute alte Audacity *lol.
Leider bekommen auch diese Beiträge nicht viele Reaktionen. Ich bin Facebooks Algorithmus eben zu unrentabel. Ich weigere mich allerdings auch, den @Follower -Tag jedes Mal zu benutzen, da dies in meinen Augen Spam gleichkommt. Ich fühle mich selbst genötigt und bin genervt, wenn ich auf diese Art und Weise getaggt werde. Andererseits ist dieser Tag aber vielleicht auch der einzige Weg, gegen diesen Algorithmus anzukommen.
Dieses fehlende Miteinander über Feedback, Kritik und Lob ist jedenfalls ernüchternd und lähmt mich geradezu. Ich verliere die Lust. Interessiert mein Content überhaupt? Ich bin mir bewusst, dass es vielen anderen genauso geht, aber der Gedanke hilft da nicht wirklich. Es ist schade, dass 95% meiner Follower*innen so wenig reagieren, ja, noch nicht mal einen Like dalassen und ich müsste lügen, wenn ich behaupte, dass dies nichts mit mir macht, obwohl ich weiß, dass es sehr wahrscheinlich an diesem Scheiß-Algorithmus liegt, welcher auch mir mehr Content von fremden Seiten und Gruppen anzeigt , als von den Inhalten, die ich tatsächlich geliked und abonniert habe.
Auf der anderen Seite passiert ähnliches, wenn ich meinen seltenen Newsletter über meine Website verschicke. Ich sitze an so einer Mail bis zu zwei Stunden, da ich kleiner Perfektionist-Idiot alleine an der Gestaltung ewig herumschraube. Das macht mir Spaß, aber ich wünsche mir auch Austausch bzw. Gedanken meiner Leser*innen. Es kommt jedoch nichts zurück. Von daher denke ich mir, brauche ich mich selbst aufgrund meiner Trägheit nicht zu verurteilen. Es geht mir nicht alleine so.
Musikalisch habe ich 2024 drei Bands für mich (wieder) entdeckt: ›A perfect circle‹, ›DECEITS‹ und ›Traitrs‹.
Letztere werde ich in einem Vierteljahr live erleben. *gg
Wer mal rein hören möchte (ist der wohl bekannteste Song):
Sagte ich, dass ich Menschenansammlungen hasse? Nun, es wird ein Club-Besuch werden. Und der Raum wird Wände haben. Was gut für mich ist.
Am letzten Tag des Jahres habe ich mit unserem neuen Messer-Set Ciabatta geschnitten. Ich habe verloren. Meine Fingerkuppe allerdings nur fast. Da unter lauter Pädagogen natürlich auch ein Sanitäter anwesend war, bin ich in der allgemeinen Aufregung um so viel Blut in der Küche (eine Scheibe Brot hat mit mir um die Wette geblutet) schnell verarztet worden, fast so schnell, wie es mir kurzzeitig mein Bewusstsein geraubt hat. Jedoch konnte ich verhindern, dass ein RTW gerufen wurde. Es ging auch so.
Das Tippen fällt mir jetzt etwas schwer … aber hey … immerhin ist der Finger noch da und das Messer und ich begegnen uns jetzt auf einem neuen Level des Respekts. *gg
Ich wünsche Euch ein gutes Jahr.
Bleibt bzw. werdet gesund, schöpft Kraft und Optimismus aus den vorhandenen Reserven, achtet die Schwächeren und lacht so oft es möglich ist.
2025 wird politisch hart.
Stay safe.
Jay xxx