NEWS | 2024-01-26
Liest Du Deine eigenen Rezensionen?
Oha, etwas heikles Thema ^^.
Heikel auch, weil es mit Lob & Kritik zu tun hat und ich an Letzterem schon arg zu knacken habe. Dennoch war es bislang bei jeder Publizierung immer so, dass ich pretty excited war. So etwas kommt fast einem einem ultimativen Orgasmus gleich: Man ist in dermaßen freudiger Erwartung, wie das Buchbaby in der Welt angenommen wird, dass die Sinne unglaublich fein gestimmt sind. Ja, ich lese Rezensionen. Ich lese sie alle. Und ich suche auch nach ihnen. Ganz explizit. Das habe ich damals 2017 getan – und ich es tue es immer noch ab und an.
Ich denke, die meisten von uns (Autor:innen) lesen nach Veröffentlichung zumindest die ersten Feedbacks; die generelle Haltung hängt aber sicherlich von mehreren Faktoren ab:
- wie rasch folgen Publikationen aufeinander
- wie erfahren ist der/die Autor:in bereits
- interessiert es einen überhaupt?
Ich halte mich mit zwei Roman-Veröffentlichungen und einer Kurzgeschichte nicht für erfahren. Und da ich sehr langsam schreibe und meine Publikationen auch entsprechend weit auseinanderliegen, zelebriere ich diese vermutlich auch zwangsläufig entsprechend. Wenn ich zwei Jahre an einer Geschichte geschrieben habe, dann bin ich anschließend derart erschöpft, dass ich niemals umgehend in das nächste Skript einsteigen könnte. Mein Kopf lässt das auch nicht zu. Und bestimmt spielt es auch eine Rolle, dass man die Protagonist:innen auch noch nicht gänzlich gehen lassen will.
Rezensionen geben einen Eindruck der Leser:innen aus erster Hand. Bestenfalls erfährt man in ihnen, ob Eindrücke, Empfindungen, Handlungen nachvollziehbar erzählt wurden. Ob die Anta- und Protagonist:innen ausreichend gefüllt waren. Man kann in ihnen lesen, ob der Plot stimmig und interessant war – erhält so für sich auch den wichtigen Hinweis, ob das, was man schreibt und auch wie man es schreibt, in der Leserschaft ankommt.
Es ist wohl kein Geheimnis, dass sich jede/r Autor:in über ein gutes Feedback freut – ich zehre von diesem – doch das gelungene negative Feedback hat selbstverständlich auch seine Wirkung. Als notorischer Perfektionist kann ich mit Kritik schlecht umgehen. Nach der ersten Verdauung und einem winselnden Wundenlecken, bin ich jedoch bereit, genauer hinzuschauen, ob zu erfahren, ob an der Kritik etwas dran ist und ich aus ihr lernen kann. Zunächst einmal ist man als Autor ja immer von seinem Werk restlos überzeugt. Es tut weh zu lesen, wenn andere es scheiße finden, oder einzelne Aspekte bemängeln. Wenn ich damit konform gehe, gerate ich leicht in eine nicht so feine Art der Selbstgeißelung. Ich ärgere mich, aber so richtig. Ich bin dann tagelang angeschlagen. Weil ich es nicht gepackt habe. Andererseits ist gutes wie negatives Feedback letzten Endes hilfreich. Wenn zweiteres konstruktiv ist.
Ich ärgere mich über schlechte Rezensionen, wenn in ihnen geäußert wird, dass das Buch gar nicht vollständig gelesen – sondern zeitweilig überblättert wurde. Meines Erachtens verliert damit der/die Rezensent:in seine/ihre ›Berechtigung‹, etwas zum Verlauf der Geschichte und der Entwicklung bzw. dem Gebärden der Protagonist:innen zu sagen. Da ihm/ihr manches ganz sicher nicht bekannt ist und auch logischerweise nicht sein kann. Man kann nicht bemängeln, dass man manche Entwicklungen und Handlungen nicht versteht, wenn man den Text nicht in Gänze kennt. Durchaus in Ordnung sind in einem solchen Fall jedoch Anmerkungen über die stilistische Umsetzung. Daraus kann man dann auch wieder hilfreiche Informationen filtern.
Absolut wenig hilfreich ist die neue Möglichkeit von Amazon lediglich Sternebewertungen zu hinterlassen. Was soll man daraus lesen? Es ist weder der Hype, der emotionale Push bei 5 Sternen zu spüren, noch kann man sich einen Reim daraus machen, was dem/der Leser:in nicht gefallen hat.
Ich kann nur sagen und inständig darum bitten: Gebt Autor:innen Feedback, nachdem ihr deren Bücher gelesen habt. Vergebt nicht nur Sterne, oder schweigt gänzlich. Es ist so extrem wichtig für uns, zu erfahren, was Euch an der Geschichte bewegt hat, was ihr für gelungen gefunden habt und auch, was Euch missfallen hat.
Mich würde da wirklich sehr interessieren, ob Ihr Rezensionen schreibt. Oder auch, warum Ihr sie nicht schreibt. Es braucht als Rezension ja keine literarische Abhandlung zu sein. Selbst ein paar Sätze, auf den Punkt gebracht, sind wertvoll.
Photo: © freepik
- Schreibt Ihr Rezensionen?
- Und falls nicht, was hindert Euch daran?